Immer wieder sehe ich Kinder, die es völlig verlernt zu haben scheinen aus sich heraus etwas zu tun. Aus sich heraus zu kreieren und zu schöpfen, ohne dass darauf etwas wie Lob und Belohnungen folgen muss.
Es ist wie ein Vertrag, den viele Kinder schon von klein auf mit den Erwachsenen schliessen. Wenn Du mein Bild toll findest, male ich Dir noch eins, Wenn Du mir was süsses mitbringst in die Kita, bleib ich auch zum Mittagsschlaf dort. Wenn Du mir was dafür gibst, halte ich mich an die Regel, wenn Du, dann…
Was ist das für eine Motivation? Wie wäre es, wenn die Kinder wieder aus sich heraus erfinden würden? Wenn sie die Möglichkeit hätten mit Farben zu experimentieren, ohne, dass etwas dabei herauskommen muss?
Wie wäre es, wenn Kinder sich an Regeln und Normen halten, weil sie sie verstehen und achten?
Wenn die Kinder ihren Alltag, ihre Lernfelder und ihre Selbstbestimmung nutzen könnten, ohne uns Erwachsene am Belohnen zu halten. Was schafft diese Haltung der Mutter, des Vaters oder des Erziehers, wenn wir die Kinder für ihr Verhalten belohnen?
Ja natürlich schafft es Motivation, nämlich die, eine Belohnung zu erhalten. Nichts anderes erreicht eine Belohnung.
Die Belohnung schafft ein Machtgefälle zwischen dem Kind und dem Erwachsenen. Ich habe die Schokolade, und wenn Du Dich an die Regeln hältst,, dann bekommst Du sie. Also werde ich mich als Kind an die Regeln halten, denn ich mag Schokolade. Aber soll man Regeln erfüllen und sich an Werte und Normen halten, damit man Schokolade bekommt?
Niemand von uns Erwachsenen glaubt ehrlich daran, dass wenn er sich heute an die Verkehrsregeln hält, immer nett und freundlich zu allen war, gute Arbeit geleistet hat und so weiter, dass dann heute Abend, wenn man zu Hause ankommt sicherlich eine Tafel Schokolade bereit liegt. Wir halten uns an Regeln und Normen, weil wir irgendwann verstanden haben, dass es Sinn macht. Und wir haben verstanden warum es Sinn macht. Aber das hat nichts mit Schokolade oder sonstigen billigen Belohnungen zu tun. Unser H
andeln sollte aus uns heraus entstehen und dass kann es wenn wir etwas aus uns heraus tuen, weil wir es einerseits wollen oder weil wir in uns drin verstanden haben, warum es gut ist so und nicht anders zu handeln.
Auf was will ich hinaus?
Wir erziehen Kinder zu selbstbewussten und gemeinschaftsfähigen Menschen. Sie sollen verstehen, warum und wann man „brav“ sein soll. ,
Sie sollen verstehen, warum sie vorm Mittagessen nichts süsses essen sollten, warum sie Mama den Mittagsschlaf gönnen sollen und lieber so lange leise spielen. Sie sollen wissen, warum sie keine Konflikte lösen wenn sie sich dabei prügeln.
Sie müssen lernen wie man sich im Strassenverkehr bewegt damit man nicht überfahren wird und so weiter. Kinder lernen sehr viel und das ist auch wichtig. Also lassen wir sie doch einfach von Anfang an das Richtige lernen.
Essen wir mit ihnen ab und zu Schokolade, weil es Freude macht und nicht um zu….
Kinder verinnerlichen im Lauf ihrer Kindheit eine gewisse Haltung. Nicht wahr? Sie entwickeln eine innere Bereitschaft, sich an sinnvolle Regeln und Normen zu halten.Wenn wir Kinder begleiten wollen wir jedenfalls erreichen, dass sie das mit der Zeit lernen, jedoch dann funktionieren Belohnungen eben nicht.
Belohnungen sind kurzfristig und wirken ausschließlich auf das Verhalten, nicht auf die Haltung des Menschen. Sie wirken nicht auf die innere Einstellung und die innere Bereitschaft. Eigene Einsicht und Haltung ist langfristig und darum muss es uns in der Erziehung oder Begleitung von Kindern gehen. Es muss uns um die langfristige Einsicht des Kindes und um eine damit verbundene Haltung dem Leben und Regeln und Werten gegenüber, gehen .
Hier noch mal auf einen Blick, was Belohnungen mit den Menschen insgesamt und mit den Kindern machen :
- Belohnungen kümmern sich nicht um die Wurzeln bzw. die wirklichen Gründe eines Verhaltens.
- Belohnungen verhindern, dass Menschen etwas riskieren und Herausforderungen suchen.
- Belohnungen schaden Beziehungen durch Betonung von Konkurrenz statt Kooperation.
- Belohnungen betonen Machtgefälle, denn die Absicht von Belohnungen ist die Kontrolle menschlichen Verhaltens.
- Belohnungen ersetzen die Freude am Tun durch äußere Anreize. (extrinsische statt internistische Motivation)
Was können wir statt dessen tun. Ich sehe immer wieder hilflose Blicke vor mir, wenn ich darüber in Vorträgen oder im Unterricht spreche. Was soll ich denn dann tun?
Sei achtsam was das Kind Dir sagen will.
Höre das Kind und versuche es zu verstehen.
Spreche mit ihm und erkläre ihm die Regeln. Prüfe mit ihm zusammen ob und warum sie sinnvoll sind. und zur Not schaffe auch mal eine Regel ab, wenn Dir Dein Kind klar zeigt, dass die Regel keinen Sinn macht oder überflüssig ist.
Sei wertschätzend mit Dir und mit Deinem oder dem Dir anvertrauten Kind und traue ihm etwas zu.
Zeige ihm, dass Dir etwas an ihm liegt in dem Du es so sein lässt wie es ist und es begleitest auf seinem Weg.
Verstehe wie viele Wege es gehen muss um die vielen Regeln und Herausforderungen zu meistern.
Sei großzügig und liebevoll.
Dann wird das Kind zu Dir aufschauen, wird Dich fragen und wird Dein Verhalten nachahmen. Dies wird seine Willenskräfte stärken und schulen und wird bei ihm die intrinsische Motivation entfachen. Die Motivation, die von Innen heraus wächst und dann im eigenen Tun nach Außen dringt.